Die maßgebende Instanz für die deutsche Rechtschreibung
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Fragen und Antworten

Der „Fragen und Antworten“-Bereich behandelt Wissens- und Bemerkenswertes rund um die Rechtschreibung. Im Zentrum stehen dabei Zweifelsfälle der deutschen Rechtschreibung, die in der täglichen Schreibpraxis auftreten und nicht durch einfaches Nachschlagen im Regelwerk oder in einem der Rechtschreibwörterbücher geklärt werden können.

Die FAQs des Rats werden fortlaufend erweitert. Sie beruhen auf einer Auswertung der bei den Sprachberatungsstellen eingehenden Anfragen. Bisher liegen Beiträge zu folgenden Fragestellungen vor:

„Wir treffen uns heute Abend” – „wir treffen uns Dienstag Abend?”
G20 oder die Ränder des Anwendungsbereichs des Bindestrichs
Wie schreibt man englische Wörter, die nicht im Wörterbuch stehen?
„Wir treffen uns heute Abend” – „wir treffen uns Dienstag Abend?”

Es gibt Tageszeitangaben, bei denen gerät man weniger wegen des Termins, sondern eher wegen ihrer Schreibung ins Grübeln: groß oder klein, getrennt oder zusammen? Dass diese Frage keine triviale ist, zeigt sich schon daran, dass noch 1902, als die erste gesamtdeutsche Rechtschreibregelung erlassen wurde, für dienstags amtlicherseits die Großschreibung vorgesehen war.

Erst in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts setzte sich die Kleinschreibung für dienstags durch. Damit wurde eine Differenzierung in der Schreibung eingeführt, die die Neuregelung 1996/98 vollendete; kleingeschrieben werden ausschließlich Formen, die auf -s enden und allein, d.h. ohne Artikel, Adjektive, Pronomen oder dergleichen, stehen: dienstags, abends vs. (eines) Dienstag(s), (heute) Abend usw.

Bleibt die Frage nach der Schreibung von Verbindungen aus Wochentagen und Tageszeiten. Bei den Formen auf -s ist sie schnell beantwortet, da man analog zu frühabends nun auch dienstagabends schreibt. Bei den anderen liegt die Sache etwas komplizierter, denn es gibt neben den eindeutigen Fällen, bei denen ein Artikel, Adjektiv, Pronomen oder dergleichen vorausgeht und die zusammenzuschreiben sind (vgl. am Dienstagabend, jeden Dienstagabend, eines schönen Dienstagabends), auch solche, die allein stehen: wir treffen uns Dienstag Abend.

In wir treffen uns Dienstag Abend ist Abend eine nähere Bestimmung und dementsprechend wird Abend wie in heute Abend getrennt und großgeschrieben. Merken kann man sich dies daran, dass wie bei heute Abend kein Artikel, Adjektiv, Pronomen oder dergleichen vorausgeht oder verkürzt an folgender Reihe: am/heute/Dienstag Abend.

G20 oder die Ränder des Anwendungsbereichs des Bindestrichs

Um es gleich vorwegzunehmen: Es geht im Folgenden nicht um Bindestriche wie in Tatort-Sicherung oder Prämien-Auswahl, die mehr Trennendes als Einendes haben. Den Umgang mit der Freiheit, einen Bindestrich zur Hervorhebung einzelner Bestandteile setzen zu dürfen, kann man nicht per Regel lernen, da die Entscheidung jeweils im Kontext zu sehen ist. So kann es beispielsweise in einer Überschrift durchaus sinnvoll sein, Hoch-Zeit zu schreiben, wenn eine Boomphase in der Wirtschaft damit bezeichnet wird, um sie deutlich von der Heirat abzugrenzen, während sich in einem Fließtext eine solche Unterscheidung aufgrund der kontextuellen Einbettung erübrigt.

Vielmehr sollen die Ränder des Anwendungsbereichs ausgelotet werden: Wo muss im Zusammenhang mit Ziffern oder Buchstaben ein Bindestrich gesetzt werden, wo muss er unterbleiben?

Die Regelung unterscheidet hier zunächst einmal zwischen Fällen, in denen Ziffern oder Buchstaben Teil einer Zusammensetzung sind, und solchen, in denen ausschließlich eine Nachsilbe folgt. Im ersten Fall gilt, dass ein Bindestrich grundsätzlich zu setzen ist, im zweiten nur dann, wenn sie mit einem Einzelbuchstaben verbunden sind:

  • 3-Tonner, 7-jährig, i-Punkt, x-beliebig (analog: Abkürzungen und Initialwörter wie UNO-Sicherheitsrat, Fußball-WM);
  • zum x-ten Mal, die n-te Potenz, aber: der ÖVPler, der 68er

Werden diese zum Bestandteil einer Zusammensetzung, dann wird zwischen den beiden Bestandteilen dieser Zusammensetzung ein Bindestrich gesetzt:

3,5-Tonner-Kombibus, i-Tüpferl-Reiter; Alt-68er, 0190er-Nummer

Schwierigkeiten bei der Schreibung treten an den Rändern auf. Sie sind darauf zurückzuführen, dass einzelne sprachliche Einheiten nicht sicher einzuordnen sind.

Zum einen betrifft dies die Abgrenzung zwischen a. und b., die im Falle von fach in Verbindung mit Ziffern (z.B. 5?fach) nicht eindeutig zu ziehen ist: fach gehört etymologisch zu Fach und ist demnach Teil einer Zusammensetzung. Allerdings wird es wie eine Nachsilbe verwendet. Da folglich beide Sichtweisen gute Argumente für sich haben, sind nach amtlichem Regelwerk beide Schreibungen zugelassen: 5-fach/5fach usw.

Zum anderen gibt es bei den Zusammensetzungen wenige Einzelfälle, bei denen der erste Bestandteil als Abkürzung oder als Wortgruppe aufgefasst werden kann. Hierzu gehören in erster Linie die Schreibungen für das auf acht Jahre verkürzte Gymnasium und die Gruppe der (acht, zwanzig …) wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Werden sie als Abkürzung verstanden, dann wird lediglich ein Bindestrich im Anschluss gesetzt, werden sie als Wortgruppe verstanden, dann wird ein Bindestrich auch zwischen Buchstabe und Zahl gesetzt: G8-Zug, G20-Gipfel bzw. G-8-Zug, G-20-Gipfel.

In Zweifelsfällen dieser Art ist immer der Sprachgebrauch heranzuziehen, da die Festlegung in der Schreibung eine reine Konvention darstellt. Ist dieser unentschieden, dann sind beide Schreibweisen zuzulassen. Das ist hier der Fall, mit einer Ausnahme: Im schulischen Bereich wird regulär die Variante mit einem Bindestrich, also G8-Zug, verwendet.

Wie schreibt man englische Wörter, die nicht im Wörterbuch stehen?

Wenn englische Wörter nicht im Wörterbuch stehen, hat das hauptsächlich zwei Gründe: Entweder sie sind noch so neu, dass sie beim Druck des Wörterbuchs noch nicht bekannt waren, oder es handelt sich um Wörter, für die es gute deutsche Entsprechungen gibt und auf deren Aufnahme man daher bewusst verzichtet. Wenn ein Wort aber unentbehrlich ist, es also einen Sachverhalt bezeichnet, den es so im Deutschen nicht gibt, oder eine neue Ausdrucksmöglichkeit bietet, dann sollte man es auch schreiben können – und zwar ohne Zuhilfenahme eines Wörterbuchs. Das war und ist der Ansatz der neuen, im Kern seit 1996/98 geltenden Regelung.

Um ein Wort regelgemäß zu schreiben, ist es wichtig zu wissen, wie es zusammengesetzt ist: Besteht es aus Substantiven, Adjektiven, Verben oder sonstigen kleinen Wörtern? Das klingt komplizierter, als es ist, denn es gibt im Wesentlichen vier verschiedene Fälle:

  1. Zusammensetzungen aus Substantiv + SubstantivSie werden grundsätzlich zusammengeschrieben: das Assessmentcenter, die Businessclass, das Fingerfood, der Shareholdervalue. Daneben ist die Schreibung mit Bindestrich zugelassen, wenn die einzelnen Bestandteile hervorgehoben werden sollen, sei es, um sie zu betonen oder für den Leser zu gliedern. In der Praxis wird ein Bindestrich auch häufig in Fällen gesetzt, in denen das Englische Getrenntschreibung vorsieht, um so eine Art Teilintegration auszudrücken.
  2. Verbindungen aus Adjektiv + SubstantivBei der Schreibung von Verbindungen dieser Art ist die Betonung ausschlaggebend: Liegt die Betonung wie in Hotline hauptsächlich auf dem ersten Bestandteil oder sind beide Bestandteile wie in Daily Soap in etwa gleich stark betont? Im ersten Fall greift das deutsche Betonungsmuster („Erstbetonung“), im zweiten das englische. Da die Betonung wesentlich für die Schreibung des Deutschen ist, folgt die Schreibung ihr auch hier. In den Fällen, in denen beide Betonungsmuster gebräuchlich sind, sind beide Schreibungen zugelassen wie z.B. in Blind Date/Blinddate, Slow Food/Slowfood.
  3. Substantivierungen aus Verb + AdverbDer Grad der Integration spielt auch in diesem Fall eine gewichtige Rolle, da er mit darüber entscheidet, ob zusammen- oder mit Bindestrich geschrieben wird. Letzteres ist immer möglich, bei Ersterem muss die Lesbarkeit gegeben sein: Während man diese bei z.B. Burnout (neben Burn-out) bejahen wird, wird man bei Give-away zurückhaltender sein.
  4. AneinanderreihungenAneinanderreihungen sind mehrteilige, substantivisch gebrauchte Zusammensetzungen. Sie werden mit Bindestrichen durchgekoppelt, um die Zusammengehörigkeit zu signalisieren. Dabei werden das erste Wort und alle Substantive und Substantivierungen im Inneren der Zusammensetzung großgeschrieben, z.B. Book-on-Demand, Going-public, No-Future-Generation, No-go-Area, Pay-per-View.
    Bei Aneinanderreihungen aus nur zwei Bestandteilen überwiegt bisweilen die Zusammenschreibung, vgl. Musthave (neben Must-Have). Dies gilt auch für stark lexikalisierte, also fest im Wortschatz verankerte Einheiten wie z.B. Onlinebanking.

Das wesentliche Charakteristikum bei der geltenden Regelung ist die konsequente Großschreibung der Substantive und Substantivierungen, mit der eine weitgehende Harmonisierung mit den Regeln für die Schreibung von deutschen Wörtern gelingt. Diese wird besonders offensichtlich bei Durchkoppelungen wie z.B. All-inclusive-Reise, Call-by-Call-Gespräch, To-do-Liste, bei denen deutsche und englische Wörter kombiniert werden. Die erzielte Rechtschreibsicherheit leitet sich zu einem erheblichen Anteil hiervon ab.

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